Unterwegs auf über 2‘400 Metern – was den Nufenenpass so besonders macht
Der Nufenenpass ist mit 2‘478 Metern über Meer der höchstgelegene vollständig in der Schweiz verlaufende Strassenpass und verbindet das Goms im Kanton Wallis mit dem Bedrettotal im Kanton Tessin. Er gilt als eindrucksvolle Verkehrsachse, die Naturerlebnisse, kulturelle Einblicke und vielfältige Freizeitmöglichkeiten bietet.
In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Besonderheiten rund um den Pass.
Natur & Landschaft
Der Nufenenpass liegt in einer hochalpinen Umgebung, die durch eindrucksvolle Weite und den Wechsel zwischen karger Felslandschaft und grünen Alpwiesen geprägt ist. Die Passhöhe befindet sich auf 2‘478 Metern über Meer und eröffnet einen weiten Blick auf die umliegenden Gipfel, darunter das imposante Massiv des Pizzo Gallina und bei klarer Sicht sogar bis zum mächtigen Finsteraarhorn, dem höchsten Berg der Berner Alpen. Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft rau und abweisend, doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine vielfältige Flora und Fauna, die sich an die extremen Bedingungen der Höhe angepasst hat.
Im Sommer verwandeln sich die Alpwiesen in ein farbenfrohes Mosaik aus Alpenrosen, Enzian und verschiedenen Kräutern, die eine wichtige Lebensgrundlage für Insekten und Weidetiere darstellen. Besonders auffällig sind die zahlreichen Schmetterlinge, die über die Blütenflächen flattern. Auf den tiefer gelegenen Weiden sind Kühe und Schafe zu sehen, die seit Jahrhunderten die Region prägen und zur Tradition der Alpwirtschaft beitragen.
Steinböcke und Gämsen finden in den steilen Hängen ideale Lebensbedingungen, während Murmeltiere in den Wiesen ihre Baue graben und mit ihren charakteristischen Pfiffen auf sich aufmerksam machen. Am Himmel ziehen Steinadler und Kolkraben ihre Kreise. Der Nufenenpass liegt in einem Gebiet, das von Zugvögeln während ihrer saisonalen Wanderungen genutzt wird, daher ist der Pass auch für Ornithologen interessant.
Zahlreiche Bäche entspringen in der Umgebung und speisen die durch das Wallis und das Tessin fliessenden grossen Flüsse. Besonders auffällig ist der landschaftlich reizvolle Griessee, der auch der Energiegewinnung dient. Er liegt nur wenige Kilometer von der Passhöhe entfernt und ist durch Wanderwege erschlossen. Der See sowie die umliegenden Moore und Feuchtgebiete stellen wertvolle Lebensräume dar und werden durch Schutzmassnahmen erhalten.
Kulturelle Bedeutung
Der Nufenenpass nimmt kulturell eine besondere Stellung ein, da er zwei sehr unterschiedliche Regionen miteinander verbindet, die durch Sprache, Traditionen und Geschichte geprägt sind. Auf der einen Seite liegt das deutschsprachige Goms im Kanton Wallis, das für seine alten Holzhäuser, seine barock geprägten Kirchen und die tief verwurzelte katholische Glaubenskultur bekannt ist. Auf der anderen Seite öffnet sich das Bedrettotal im Tessin, wo italienische Einflüsse spürbar werden, die sich in der Architektur, der Küche und der Lebensweise widerspiegeln. Der Pass bildet eine kulturelle Brücke zwischen alpiner Tradition und mediterraner Leichtigkeit.
Die Geschichte des Nufenenpasses ist im Vergleich zu anderen historischen Alpenpässen relativ jung. Erst in den 1960er Jahren wurde die heutige Strasse eröffnet, wodurch eine direkte Verbindung zwischen dem Goms und dem Tessin entstand. Dennoch reicht die Nutzung des Passgebietes weiter zurück, da es schon zuvor von Hirten, Säumern und Schmugglern durchquert wurde. Besonders im Bedrettotal gibt es Überlieferungen von Schmugglern, die in früheren Jahrhunderten versuchten, Waren wie Salz oder Tabak über die Berge zu bringen, und dabei immer wieder der Obrigkeit entgingen.
Auch religiös spielte der Nufenenpass eine Rolle. Die Regionen auf beiden Seiten sind katholisch geprägt, und Wallfahrten oder Prozessionen führten oft über die Höhenwege. Bis heute sind kleine Kapellen und Wegkreuze in der Umgebung zu finden, die als Zeichen des Glaubens und als Schutzsymbole für Reisende errichtet wurden. Im Goms blieb die bäuerliche Lebensweise lange erhalten, und die Erschliessung durch den Nufenenpass trug dazu bei, die Region zu öffnen und neue Impulse zu bringen. Im Bedrettotal wiederum stärkte die bessere Verbindung in den Norden den Austausch, was bis heute im Dialekt, in den kulinarischen Spezialitäten und in der Offenheit der Bevölkerung spürbar ist.
Aktivitäten & Erlebnisse
Der Nufenenpass ist ein wichtiger Verkehrsweg, gleichzeitig aber auch ein beliebtes Ziel für zahlreiche Aktivitäten und Erlebnisse, die sowohl naturverbundene Wandernde als auch sportlich ambitionierte Besucherinnen und Besucher ansprechen. Besonders im Sommer entfaltet die Region ihr volles Potenzial, wenn die Strasse schneefrei ist und die Umgebung zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Motorrad erkundet werden kann. Wandernde schätzen die Vielzahl an Routen, die von einfachen Spazierwegen bis hin zu anspruchsvolleren Bergtouren reichen. Ein Höhepunkt ist die Wanderung zum Griessee, einem Stausee inmitten einer beeindruckenden Hochgebirgslandschaft, der zugleich ein beliebter Ausgangspunkt für Touren auf den Griesgletscher ist.
Für Velofahrende gilt der Nufenenpass als eine besondere Herausforderung. Die Strasse steigt auf beiden Seiten steil an und erreicht mit 2‘478 Metern eine Höhe, die ihn zu einem der anspruchsvollsten Alpenpässe für den Radsport macht. Viele Radfahrer nutzen den Pass im Rahmen grösserer Rundtouren, auch zum Gotthard- oder dem Grimselpass.
Motorradfahrende schätzen die kurvenreiche Strasse, die spektakuläre Panoramen mit einem intensiven Fahrerlebnis verbindet. Die Kombination aus langen Geraden, engen Kurven und wechselnden Landschaftsbildern macht die Route zu einem Highlight der Schweizer Alpen. Allerdings erfordert das Fahren auf dieser Höhe besondere Vorsicht, da Wetterumschwünge schnell eintreten können und die Strecke oft schmal ist.
Neben den sportlichen Aktivitäten bietet die Region rund um den Pass auch Erlebnisse für Erholungssuchende und Naturliebhaber., Zahlreiche Aussichtspunkte laden zum Verweilen ein und bieten die Möglichkeit, die Stille der Berge in vollen Zügen zu geniessen. Picknickplätze in der Nähe der Passhöhe ermöglichen entspannte Stunden inmitten der eindrucksvollen Kulisse. Für Fotografierende ist der Nufenenpass ein Paradies, da die wechselnden Lichtverhältnisse und die Weite des Panoramas immer wieder neue Motive schaffen.
Im Winter ist der Nufenenpass für den motorisierten Verkehr zwar geschlossen, doch gerade diese Jahreszeit macht ihn für andere Aktivitäten interessant. Skitourengehende und Schneeschuhwandernde nutzen die Stille der verschneiten Landschaft, um in einer unberührten Umgebung unterwegs zu sein. Dabei sind die Hänge rund um den Griessee oder den Pizzo Gallina beliebte Ziele.
Verkehrssicherheit & Prävention
Der Nufenenpass ist aufgrund seiner Höhe und der besonderen klimatischen Bedingungen eine Strasse, die hohe Anforderungen an Verkehrsteilnehmende stellt. Mit über 2‘400 Metern über Meer gehört er zu den höchsten befahrbaren Alpenpässen der Schweiz, was bedeutet, dass sowohl Witterungseinflüsse als auch die Beschaffenheit der Strasse entscheidend für die Sicherheit sind. Die Passstrasse ist in weiten Teilen schmal und kurvenreich, mit engen Kehren und steilen Abschnitten, die Konzentration und fahrerisches Können verlangen. Besonders bei Gegenverkehr oder in unübersichtlichen Passagen ist eine defensive Fahrweise notwendig, um Gefahrensituationen zu vermeiden.
Ein zentraler Faktor für die Verkehrssicherheit ist das Wetter. Selbst im Sommer können plötzliche Temperaturstürze oder Schneefälle auftreten, die die Fahrbahn rutschig machen und die Sicht stark einschränken. Gewitter ziehen häufig schnell auf, Nebel kann die Orientierung erschweren, und selbst an sonnigen Tagen kann die Sonneneinstrahlung in der Höhe zu Blendungen führen. Autofahrende, Motorradfahrende und Radfahrende müssen sich dieser Risiken bewusst sein und ihre Fahrweise anpassen. Das bedeutet unter anderem, jederzeit mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs zu sein, ausreichend Abstand zu halten und technische Hilfsmittel wie Sonnenbrillen oder Nebelscheinwerfer gezielt einzusetzen.
Die Sperrung des Passes in den Wintermonaten ist eine wichtige Präventionsmassnahme, die seit der Eröffnung der Strasse konsequent umgesetzt wird. Von etwa November bis Mai ist der Nufenenpass für den motorisierten Verkehr geschlossen, da die Schneemengen in dieser Zeit enorm sind und Lawinengefahr besteht. Lawinenschutzbauten oder permanente Räumungen wären auf dieser Höhe und in diesem Gelände nur schwer realisierbar.
Für die Sommermonate sind regelmässige Strassenkontrollen und Unterhaltsarbeiten entscheidend. Schlaglöcher, Frostaufbrüche oder lose Steine können Gefahrenquellen darstellen, weshalb die zuständigen kantonalen Behörden den Zustand der Fahrbahn laufend überwachen. Auch Informationssysteme spielen eine Rolle in der Prävention: Aktuelle Hinweise zur Befahrbarkeit, zu Wetterlagen oder zu Bauarbeiten sind über verschiedene Plattformen abrufbar, sodass sich Reisende vorab informieren können.
Ein weiterer Aspekt der Verkehrssicherheit betrifft die unterschiedlichen Gruppen von Passnutzenden. Während Autofahrende die Strasse relativ bequem bewältigen können, stellen die steilen Anstiege für Radfahrende eine extreme körperliche Belastung dar. Erschöpfung, plötzliche Wetterumschwünge oder der dichte Verkehr können hier zu gefährlichen Situationen führen. Deshalb ist es ratsam, für Fahrradtouren über den Pass eine gute Kondition, geeignete Ausrüstung und ein umsichtiges Verhalten mitzubringen. Motorradfahrende wiederum müssen den besonderen Reiz der kurvenreichen Strecke mit der nötigen Vorsicht verbinden, da Überschätzungen des eigenen Könnens häufig Unfallursachen sind.
Prävention bedeutet am Nufenenpass auch Rücksichtnahme. Wer die Strasse nutzt, sollte sich bewusst sein, dass sie von sehr unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden gemeinsam genutzt wird. Geduld und defensive Fahrweise sind daher zentrale Elemente, um Konflikte und Risiken zu vermeiden. Dazu gehört auch, ausreichend Platz zu lassen, Überholmanöver mit Bedacht durchzuführen und bei Bedarf anzuhalten, um anderen die Durchfahrt zu ermöglichen.
Fazit
Der Nufenenpass ist eine Verkehrsachse zwischen dem Wallis und dem Tessin. Mit seiner eindrucksvollen Höhe, den weiten Panoramen und der Verbindung zweier kulturell unterschiedlicher Regionen steht er für die Vielfalt der Schweiz. Naturbegeisterte finden hier eine Landschaft, die sich durch ihre Gegensätze auszeichnet, von kargen Felsen über blühende Alpweiden bis hin zu stillen Seen,.
Auch für Aktivitäten und Erlebnisse ist der Nufenenpass ein lohnendes Ziel. Ob als Herausforderung für Radsportlerinnen und Radsportler, als Ausgangspunkt für Wanderungen und Skitouren oder einfach als Ort der Ruhe für alle, die die Stille der Berge suchen – der Pass bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Zugleich erfordert er Respekt, da seine Strasse anspruchsvoll und die Wetterbedingungen unberechenbar sind. Die Präventions- und Sicherheitsmassnahmen sind deshalb ebenso wichtig wie die Eigenverantwortung der Reisenden.
Quellen:
Wikipedia (Deutsch): https://de.wikipedia.org/wiki/Nufenenpass
Historisches Lexikon der Schweiz (HLS): https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008803/
Alpenpässe.ch: https://www.alpen-paesse.ch/de/alpenpaesse/nufenenpass
Fuorcla.ch: https://fuorcla.ch/nufenenpass/
BikerBetten.de: https://www.bikerbetten.de/alpenpaesse/nufenenpass
Alpen-Marathon.de: https://www.alpen-marathon.de/nufenenpass-alpenpass-schweizer-alpen/
Ticino.ch (Tessin Tourismus): https://www.ticino.ch/de/commons/details/Nufenen-Pass/121766.html
Bildquellen:
Titelbild: Mor65_Mauro Piccardi – shutterstock.com
Bild 1: AndreAnita – shutterstock.com
Bild 2: Mor65_Mauro Piccardi – shutterstock.com
Bild 3: Adrian Michael, Nufenen Passhöhe2, CC BY-SA 3.0
Bild 4: Adrian Michael, Nufenenpass Postauto, CC BY-SA 3.0
Bild 5: Roland Zumbuehl, 2004-Nufenenpass, CC BY-SA 4.0